Why B.
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Ich war von 1983-1995 im Lycée (Vorschule, ein Jahr zu spät wegen Oktoberkind und ein Jahr verloren durch Herzkrankheit), also schon eine Zeit her. Bin aber nur bis zur 2nde gekommen. Dann konnte ich nicht mehr und habe die Schule verlassen, was nicht nur mich, sondern auch die Schule traumatisiert zu haben schien, denn immerhin wurde ich bis 2004 noch von wildfremden Menschen gefragt, ob ich die wäre, die das Lycee geschmissen hat...
Ja, Leute, hier bin ich. Ich habe es am Freitag den 13. Jänner 1995 geschmissen, weil ich nicht mehr konnte und wollte. Ich habe bis heute Alpträume von diesem Tag bzw. dass man mich heute mit über 40 wieder dorthin zurück schickt.
Ein Rat an alle Eltern, die ihre Kinder dorthin schicken wollen:
Liebe Eltern, stellt euch folgende Fragen: (Eltern von selbständigen Wunderkindern dürfen das überspringen.)
Könnt ihr Französisch? Habt ihr einen Maturaabschluss? Haben eure Kinder Freunde, die Französisch in der Freizeit und Daheim reden? Habt ihr francophone Verwandte? Haben eure Kinder in der Freizeit viel Französisch zu reden? Würden eure Kinder in ihrer Freizeit gerne freiwillig Französisch lesen? Habt ihr 6000+ Euro im Jahr Schulgeld übrig und das für 12-15 Jahre? Versteht ihr die Lehrer? Habt ihr den Oberstufen Stoff drauf? Wüsstet ihr francophone Nachhilfelehrer (denn österr. NL werden mit dem franz. System vor allem in Mathe total überfordert sein)? Habt ihr die Muße und auch das Wissen darüber, wie ihr die schulischen Leistungen kontrolliert und wie ihr eurem Kind eine tolle Arbeitsumgebung mit richtigen Arbeitsmaterialien schafft und wie ihr sie fördert (nicht unbedingt fordern, das macht die Schule ohnehin im Überfluss)? Euer Kind wird von Anfang an zwar zur Selbständigkeit gedrillt, aber jedes Kind steht einmal an und dann MUSS jemand da sein, der helfen kann!! Sonst bleibt es erbarmungslos zurück!
Die Kinder haben in der Volkschule von 8h25 bis 16h00 Schule, später bis 16h15 oder 17h10 oder18h05 - meist FRONTALUNTERICHT bis zur letzten Minute - zu meiner Zeit waren wir zwischen 25 und 31 in der Klasse. Und dann kommen sie Heim und haben noch bis zu 3 Stunden Hausaufgaben, auch am WE und in den Ferien und brauchen uU auch noch Materialien dafür (heute mit Internet und Co. ist es sicher schon viel leichter, aber damals...).
Daneben noch Ballett, Klavier, Judo? Schafft ihr das?
Seid ihr bereit, euer Kind von der Wiege bis zur Matura in dieser Schule zu lassen und seid ihr in der Lage, es mit allen notwendigen kognitiven und finanziellen Mitteln und ZEIT zu unterstützen?
Dann, ja bitte, macht es. Aber nur dann!
Aber wenn ihr es macht, dann macht es fertig!
Dazwischen auszusteigen, so wie ich, ist eine Katastrophe. Darauf ist das Lycee nicht vorbereitet, die Welt nicht vorbereitet und unser Schulsystem noch weniger. Man kriegts irgendwie hin (in einer Berufsschule langweilt man sich zu Tode), aber es kann auch passieren, dass du aufwachst und dich als 18jährige in einer Klasse mit 14jährigen wiederfindest, weil keiner weiß, wohin du eigentlich sollst.
Der Insta Account ist ja ganz witzig, das meiste davon gabs noch nicht, als ich dort war.
Bitte gebt euer Kind nicht nur aus Prestigegründen hin, wenn ihr nicht fähig seid, euren Kindern in den letzten 3-5 Klassen beizustehen. Denn da zeigen sich die Unterschiede zum österr. System am stärksten.
Gebt es nicht hin, wenn ihr zu viel Stress im Job habt und keine Zeit für euer Kind habt und keiner dem Kind in den letzten Klassen adäquat helfen kann.
Und glaubt mir, eure österr. Matura allein wird euch dabei üüüüberhaupt nicht helfen.
Macht es nicht, nur weil ihr das Geld habt oder die Großeltern es zahlen können, wenn ihr selbst nicht maturiert habt und französisch könnt und kein französisches Netzwerk habt!
Euer Kind muss Französisch wie eine 2. Haut beherrschen, denn alle anderen Fächer sind auch in Französisch und man braucht nur kurz nachdenken, was passiert, wenn euer Kind in Französisch mittelmäßig ist...
Zweifel? Dann ist das nicht eure Schule!!